Alles dreht sich um ein verkohltes Lamm

Martin Göschel («The Alpina», Gstaad) kocht mit SP-Politikern, einem Vegetarier und einer Fleischesserin.

STADT UND LAND. Der Hauptgang an diesem Polit-Kochabend im «Clé de Berne»: verkohltes Lamm an einer süssen Paprika-Sauce mit Gratin-Kartoffeln. Ein Rezept von Martin Göschel, 51, Executive Chef im «Alpina» in Gstaad (18 GaultMillau-Punkte). Und das Lamm aus der «Buure Metzg» in Gstaad. «Wir lassen es etwas verkohlen, damit es aussen komplett schwarz wird», sagt Göschel. Das verkohlte Lamm vermag die gute Stimmung bei den beiden «Sous Chefs» nicht zu trüben. Die Berner SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen, 44, isst nämlich Fleisch. Ihr Parteikollege, Grossrat Reto Müller, 45, ist zwar Vegetarier, hat aber keine Berührungsängste. «Auch nicht beim Fleisch zubereiten oder wenn andere Fleisch essen. Als Stadtpräsident im gutbürgerlichen Langenthal bin ich sowieso nicht missionarisch unterwegs», sagt Müller mit einem kleinen Seitenhieb an seine Parteikollegin aus der Stadt Bern. Flavia Wasserfallen lächelts locker weg. Ideologie ist nicht ihr Ding, Ideale hat sie sehr wohl. Vor 13 Jahren gründete Wasserfallen den Gemüse-Lieferdienst Bioabi – und bringt so Stadt und Land zusammen.

Bild: Flavia Wasserfallen und Parteikollege Reto Müller

 

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NOTFALL-MENÜS? In der Küche im «Clé de Berne» kommen beide bestens zurecht. «Das Kochen hier ist für uns eine Wohlfühlgeschichte. Martin hat alles im Griff und sicher noch drei Notfall-Menüs dabei, falls etwas schiefgeht», vermutet Flavia Wasserfallen. Wenn sie daheim für ihre Familie kocht, dann am liebsten italienische Gerichte – ihre Mutter kommt aus Neapel. Auch Reto Müller steht zu Hause gerne in der Küche. «Zum Leidwesen meiner Frau haben es unsere Kinder lieber, wenn ich koche», sagt er schmunzelnd. Weniger zu lachen hat Müller, wenn es um die Wahlen am 22. Oktober geht. Vor vier Jahren hat die Berner SP zwei ihrer sechs Sitze verloren, zwei Männer wurden abgewählt. «Doch, doch, es gibt sie noch, die SP-Männer», sagt Müller. Persönlich rechnet er nicht mit einer Wahl. Zuversichtlicher zeigt sich Flavia Wasserfallen und wettet gar auf einen Sitzgewinn der SP-Männer. Sie selbst hat gute Aussichten, in den Ständerat einzuziehen.

GUMMIBÄRLI, PASTA, MÜESLIRIEGEL. Die Wahlen sind beim Znacht nicht das einzige Tischthema. Unternehmer Stefan Niedermaier vom IT-Dienstleister DV Bern hat Christoph Spycher eingeladen. Mit ihm will man über YB und die Champions League reden. Eine Gemeinsamkeit zwischen den Young Boys, Kochabend-Partner Soil to Soul und Martin Göschel gibt es auf jeden Fall: Alle setzen auf Nachhaltigkeit – auf nachhaltigen Erfolg, auf gesunde, nachhaltige Böden und Ernährung sowie auf eine nachhaltige Küche. So produziert das «Alpina» aus den Gemüseresten Gummibärli, aus dem Brot vom Vortag Pasta und aus den Rückständen vom Simmentaler Bier Müesliriegel. Eine Produkte-Linie, die noch etwas besser zur SP passen würde als ein verkohltes Lamm...

Lamm-Medaillons an Paprika-Sauce by Göschel

 

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Zutaten

Verkohltes Lamm
600 g Lamm-Medaillons
1 Zweig Thymian 
1 Zweig Rosmarin
1 Knoblauchzehe
Salz, Pfeffer
etwas Olivenöl zum Braten

Etwas Sepia-Tinte
Tuch zum Trockenlegen & Pinsel
 

Paprikasud
3 rote Paprika
100 ml Wasser
30 ml trockener Rotwein
2 Stück Basilikumblätter
1 Zweig Thymian
1 TL Puderzucker
Butter
Pfeilwurzelstärke (oder Maizena)
Salz 

 

Zubereitung

VERKOHLTES LAMM

  1. Die Medaillons mit den Gewürzen zusammen anbraten, so dass sie in der Mitte noch fast roh sind.
  2. Das Fleisch auf dem Tuch trockenlegen. Mit der Sepia-Tinte einpinseln und bei Oberhitze im Backofen trocknen und damit auch fertig garen. Auf den Garpunkt achten.

PAPRIKASUD

  1. Die Paprika halbieren, vom Strunk und Kerngehäuse befreien. Zusammen mit Wasser, Puderzucker und einer Prise Salz zu einem roten Saft pürieren.
  2. Durch ein feines Haarsieb passieren und etwas reduzieren.
  3. Etwas Pfeilwurzelstärke mit Butter (im Verhältnis 1:1) mischen und damit die Paprika-Sauce leicht andicken.
  4. Mit Gratin-Kartoffeln servieren.