
Bis 1995 war die Game-Welt noch in Ordnung. Alle Wettbewerber hatten die gleichen Bedingungen. PC, stationäre und tragbare Konsolen sowie Arcade teilten sich den Markt. Wobei letztere eigentlich unter Videospielen liefen, die man seit den 1970er-Jahren in öffentlichen Spielhäusern kostenpflichtig auf entsprechenden Geräten spielen konnte. Spiele für den PC oder Konsolen zu Hause kaufte man noch im HiFi-Geschäft oder beim Discounter auf Disketten oder CD-Roms.
Später, mit dem Aufkommen des Internets, vor allem mit den schnellen ADSL-Verbindungen, wurde Online-Gaming immer beliebter. Das bedeutet: Spiele muss man seither nicht mehr zwingend physisch kaufen, sondern kann sie herunterladen oder sogar in einem Browser spielen. Das wohl berühmteste Spiel, das so gespielt wurde, geht auf das Jahr 1999 zurück: Moorhuhn.
1997 betrat mit Nokia und dem Spiel Snake ein neuer Player die Bühne. Die Finnen waren damals die Treiber bei den portablen Telefonen. Zur Erinnerung: Es sollte dann nochmals 10 Jahre dauern, bis das iPhone vorgestellt werden wurde. Snake ist ein süchtig machendes, einfaches Spiel, das in seiner Handy-Variante 1997 mit dem Nokia 6110 auf den Markt kam. Es folgte der Grundidee eines schlangenartigen Wesens, das sich schneller bewegte, je mehr Punkte – Nahrung – es auf dem Bildschirm verzehrte, aber starb, wenn es mit sich selbst kollidierte. Plötzlich war es möglich, ein solches Spiel auf einem kleinen Gerät zu spielen, das man immer bei sich hatte. Snake gilt als Startschuss für eine neue Ära des mobilen Spielens, einer Branche, deren Umsatz 2020 160 Milliarden Dollar erstmals überstieg.
Der erste Wachstumsschub der mobilen Game-Kultur konzentrierte sich vorerst auf Japan. Einen richtigen Boost erfuhr das Mobile-Gaming ab 2008. Denn Apple erkannte rasch, welche Perspektiven die Einführung des iPhones im Jahr zuvor bot. Folgerichtig hatte der App-Store auch Spiele im Sortiment. Gleiches machte die Konkurrenz mit dem Betriebssystem von Android. Schon ein Jahr später wurde Angry Birds als mobiles Spiel für Smartphones zum weltweiten Hit. Candy Crush (2012) und Pokémon Go (2016) waren schliesslich die nächsten Meilensteine auf dem Weg zum Platz 1. Seit letztem Jahr ist der Anteil der mobilen Games am ganzen Videospielemarkt nun der grösste.
Das Spiel Candy Crush erfreut sich übrigens immer noch grosser Beliebtheit. Zuletzt sorgte es im Januar unverschuldet für deutsche Schlagzeilen: So erzählte der Linke-Politiker Bodo Ramelow, dass er sich während der Beratungen der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zur Corona-Krise gerne dem Onlinespiel Candy Crush widme und dabei bis zu zehn Levels schaffe.