
Wo lebt es sich als Frau am besten? Das US-amerikanische Forschungsinstitut Georgetown Institute for Women, Peace and Security (GIWPS) hat in 167 Ländern die Bereiche Integration (wirtschaftlich, sozial, politisch), Justiz (formelle Gesetze und informelle Diskriminierung) und Sicherheit (auf familiärer, gemeinschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene) unter die Lupe genommen. Das Resultat der vor kurzem publizierten Studie: Norwegen, die Schweiz und Finnland sind die sichersten Plätze für Frauen, hier fühlen sie sich am wohlsten – in Jemen, Afghanistan und Syrien lebt es sich als Frau am gefährlichsten. Was auffällt: In den Top 10 sind Europas Vertreter geschlossen unter sich (siehe Grafik). Kanada als erstes nichteuropäisches Land folgt auf Platz elf.
Die Forscher des GIWPS kamen zum Schluss, dass die Schweiz im Bereich der Sicherheit vorbildlich aufgestellt ist. Laut einem Bericht von swissinfo.ch berichteten die Schweizerinnen, dass sie sich in der Öffentlichkeit sicher fühlten. Helvetia schneidet auch anderswo exzellent ab: Sie weist niedrige Raten von Gewalt in der Partnerschaft auf und ermöglicht Frauen den freien Zugang zu Bankkonten. Zur Erinnerung: Bis zur Revision des Eherechts im Jahr 1988 brauchten die Frauen in der Schweiz die Unterschrift des Ehemannes, um ein eigenes Bankkonto zu eröffnen. Die finanzielle Selbstständigkeit der Frauen ist in der Schweiz höher als etwa in Island (Platz 5 in der Studie), Österreich (6.), Grossbritannien (7.) und Luxemburg (8.).
Weniger gute Noten attestierten die Forscher der Schweiz bei der Frauenerwerbsquote. Die Quote der 15- bis 64-jährigen Frauen ist gegenüber dem Wert von 2017, als der Index erstmals veröffentlicht wurde, um fast zwei Prozentpunkte (58,9%) zurückgegangen.
Gefahrensituation verschärft sich
Die Autoren der Studie streichen heraus, dass die Verschlechterung der Lebensqualität der Frauen oft einhergehe mit der generellen Sicherheit im jeweiligen Land. In 50 der untersuchten Länder habe sich die Gefahrensituation verschärft. Die Forscher förderten aber auch Positives zutage: So habe sich für Frauen der Zugang zu Finanzdienstleistungen weltweit stark verbessert. Entsprechende Gesetze schützten Frauen zudem gegen Diskriminierung. Der anhaltende Kampf für Gleichberechtigung macht sich ganz offensichtlich bezahlt.
«Eine nationale Wahl kann grosse Veränderungen mit sich bringen – sowohl positive als auch negative», sagte die führende Autorin Jeni Klugman gegenüber der Thomson Reuters Foundation. Es gebe eine Reihe von Ländern, die den Frauenanteil im Parlament signifikant erhöht hätten. Umgekehrt gebe es auch mehrere Länder, die sich in die andere Richtung entwickelten.
Die Schweiz erhielt im Index 2019 eine durchschnittliche Bewertung, was den Frauenanteil im Parlament anbelangt. Dieser Wert dürfte sich bis 2021 deutlich verbessern. Das hängt natürlich mit den historischen Parlamentswahlen vom 20. Oktober 2019 zusammen: Allein im Nationalrat hat sich der Anteil der gewählten Frauen von 32% auf 42% erhöht – den Frauen gehören im Nationalrat neu 84 der 200 Sitze.